Reise zu den Qero im südlichen Winter 2016
Gepostet am 30. Nov. 2016 in Aktuelles | Keine Kommentare„Muchas Gracias und bitte vergesst uns nicht“, so verabschiedet uns Ignatio, unser Kontaktmann und früherer Bürgermeister von Japu und gewählter Vertreter der Qero-Nation mit einer Umarmung. 15 Jahre kennen wir einander schon, und es ist ein fast wehmütiger Abschied, wie innerhalb einer Familie. Jetzt aber alles der Reihe nach. Mit einigen Tagen Verspätung – in Peru klappt nicht alles gleich auf Anhieb – trafen wir Anfang September mit dem aktuellen Bürgermeister (Alcalde) und den Sprechern der drei Sektoren der Comunidad Japu in Cuzco zusammen, um die Bedürfnisse und Hilfsleistungen für dieses Jahr zu besprechen und eventuell erfüllen zu können.
Bald stellte sich heraus, dass der größte Wunsch und der Bedarf, die Anschaffung von geeignetem Material für die Bewässerung und Saatgut für Weideland ist. Durch den Klimawandel treten längere Trockenperioden auf, die Weiden in Meereshöhen von 3.500m bis 4.800m bedürfen, bedingt durch die jeweilige alpine Klimazone, verschiedene Beweidungsarten für die Alpaka und Lamas, jedenfalls aber eine Bewässerung. Durch den Ankauf von 11.000 m ¾ “ PE Wasserschläuchen, 45 Wassersprenger samt Zubehör und 4.300 m Weidezäunen konnte das Problem Bewässerung vorerst gelöst werden. Weiters gab es auch schon gute Erfahrungen mit dem Anbau von Raygras pastoreo, vor allem in den Höhen 3.500m bis 4.100 m, wobei diese niedrig wachsende Weidegras-Sorte, sowohl von Lamas als auch Alpakas gleich gerne abgegrast wird und angeblich bei ausreichender Bewässerung und Beweidungspausen drei Jahre und länger immer wieder nachwächst. Daher wurden auch 45 kg Raygras pastoreo Samen für den weiteren Anbau und die Verbesserung der Weidegründe angekauft.
Als zweiter größter Wunsch konnte für jede der 65 Familien eine aufladbare LED Lampe mit Solarpaneele für die Beleuchtung ihrer Häuser angeschafft werden.
Weitere Leistungen 2016
- * Ankauf je einer Decke für 65 Familien
- * Versorgung von 28 Familien mit mehr als 4 Kinder mit je 50 kg Reis u. warmer Decke
- * Schulausrüstung für 106 SchülerInnen
- * 200 kg Reis, 200 kg Zucker, 30 Liter Öl, 200 kg Mehl, 10 kg Salz, Geschirr für die Comunidad
- * 150 kg Kartoffelsaatgut
- * 230 m Webstoff zu Herstellung von traditioneller Frauenbekleidung
- * Unterstützung von zwei Familien, deren Häuser ein Opfer der Flammen wurde
- * drei LKW Ladungen Transport
- * Übernahme von Patenschaften für 13 Kinder: je ein Mutterschaf, warme Decke, Tragetuch und Weste
- * Überholung und Instandsetzung des Kleinwasserkraftwerkes Japu
Unser Projekt und auch wir kommen in die Jahre. 15 Jahre ist es bereits her, da wir anfingen die 75 Familien der Qero-Comunidad Japu zu unterstützen. Dank unserer treuen Spender, konnten wir in dieser Zeit viel Gutes tun und damit den Menschen in dieser Region über die Jahre, Zuversicht, Selbstwertgefühl und Bewusstsein aneignen. In den vergangenen Jahren hat sich die Erreichbarkeit von Japu, dem Hauptort, wesentlich erleichtert. Wenn man früher von Cuzco zwei Tage mit Bus und/oder LKW über den 4.600 m hohen Hualla Hualla Pass und danach noch sechs bis acht Stunden Fußmarsch über den Cimsa Cocha oder Riticasa Pass, ebenfalls 4.700 m, brauchte, kann man seit 2013 die Strecke mit LKW oder Pick-Up in acht Stunden direkt bis Japu fahren. Der Besuch der anderen Sektoren und Siedlungen Cchochamarca, Racchshi, Lekebamba, Tinki und Yanaruma ist jedoch nach wie vor nur zu Fuß und in Märschen von drei bis sechs Stunden erreichbar und in Höhen von 3.700 bis 4.700 Meter entsprechend anstrengend. In Zukunft wird die Häufigkeit unserer Besuche geringer und der Zeitabstand länger werden. Wir wissen aber, dass in der heutigen Zeit die Vorteile von Internet, Skype und WhatsApp die Menschen und Völker dieser Welt näher zusammenrücken lässt und sie sich gegenseitig mehr austauschen können.
Damit werden der Kontakt und die Information, noch häufiger werden und wir dürfen uns alle bewusst sein, einen kleinen Beitrag zur Menschlichkeit geleistet zu haben!
MUCHAS GRACIAS* Herta & Peter Suchy
Die Geschichte von LUIS Fernando dem Jungen am Kalenderblatt
Tief atmen wir ein und aus und steigen keuchend die steile steinerne Treppe hinauf. Dieser aus der Inka-Zeit stammende Zugang zur ehemaligen Inkafestung Sacsayhuaman, der Verteidigungsanlage der ehemaligen Hauptstadt des Inkareiches Qosqo („Nabel der Welt“, heute Cusco) ist auch der Weg zu unserem Besuch. „Alto, alto“ hören wir hinter uns Stimmen und denken das gehe uns nichts an. Doch eine fanatische Kulturparkwächterin versucht unseren Besuch bei Luis, unserem Patenkind, zu verhindern. Vorerst müssen wir nach Luft schnappen, immerhin befinden wir uns auf über 3.500m Meereshöhe. Wir versuchen zu erklären, dass die Familie unseres Patenkindes seit Generationen gleich oberhalb dieser Inkafestung lebt, vielleicht sogar in irgendeiner Linie mit diesem nun hochverehrten alten Volk verwandt sei und wir nur an der Festung vorbei, in das Dorf Fortalezza wandern wollen. Doch es gibt keine Ausnahmen und Widerreden gegen ein peruanisches Ordnungsorgan. Die Festung Sacsayhuaman (seit 1983 Weltkulturerbe der UNESCO) und deren Umgebung ist ein Tourismuszentrum und heutzutage nur mit teurer Eintrittskarte zugängig. Wir haben keine Lust zum Diskutieren und Streiten und gehen gemeinsam mit einer Einheimischen, die das Ganze auch nicht verstehen kann, weiter. Die Parkwächterin ruft uns zwar nach, dass sich die Polizei schon um uns kümmern werde, wir aber gehen auf uns bereits bekannten Pfaden ungehindert weiter bis nach Fortalezza, dem Dorf oberhalb von Sacsayhuaman.
Der Hintergrund der Geschichte
Im Bildkalender „Lebenszeichen“ 2006 der GfbV-Österreich zierte das Titelblatt ein wunderschönes Foto von einem Indianerbuben mit einem farbenprächtigen, traditionell gewebten Poncho, auf der Schulter sitzend sein kleiner Papagei. Beren Patterson, ein neuseeländischer Fotograf, hatte das Bild in Sacsayhuaman, oberhalb von Cusco, aufgenommen. Im Laufe des Jahres 2006 schlug Dr. Hans Bogenreiter (damals Geschäftsführer der GfbV-ÖÖ) vor, bei unserer nächsten Peru-Reise diesen Jungen zu suchen und ihm ein Honorar zu übermitteln. Der sehr kooperative Fotograf erinnerte sich nur an seinen Vornamen. Wir konnten uns nicht vorstellen, den Buben unter so vielen Menschen, wie die berühmte Nadel im Heuhaufen zu finden, aber wir versprachen, es zu versuchen.
Juli 2006 und August 2016
Gemeinsam mit unserer Tochter Stefanie und ausgerüstet mit dem Kalender besuchten wir die Inkafestung Sacsayhuaman bei Cusco, wo das Foto aufgenommen wurde. Wir fragten herum und schon nach kurzer Zeit war klar, der Junge heißt Luis Fernando Salgado, lebt in der Nähe im Dorf Fortalezza, er und seine Familie verdienen ihren Unterhalt vom Verkauf von Souvenirs und Fotos von und mit TouristInnen. Seine Tante führte uns dann zum ärmlichen Haus der Familie, in dem drei Generationen auf engstem Raum zusammenleben. Hier lernten wir die Urgroßmutter, Großmutter Delia und Mutter Lizeth, damals 19 Jahre, und Luis den Fotojungen (4 Jahre) kennen. Die Überraschung und Freude über die unerwartete Geldspende für das Foto war groß. Sie erzählten uns wie das karge Alltagsleben einer Indiofamilie am Rande von Cusco so ist. Das es in der Gesellschaft ein großer Nachteil ist, wenn eine so junge und ledige Frau ein Kind bekommt und dass ohne geeignete Paten keine kirchliche Taufe möglich sei. Spontan erklärten wir uns bereit Luis Fernando als Paten zur Taufe zu führen. Das geschah einige Tage später im feierlichen Rahmen in der Kirche zu San Pedro im Beisein der gesamten Familie. Im Laufe der letzten 15 Jahre, wann immer wir für unser Q’ero-Hilfsprojekt nach Peru kamen, besuchten wir auch Luis Fernando und seine Familie. Es war schön mitanzusehen, wie der Junge immer größer und erwachsener wurde. Anfangs gab es Geschenke wie Spielzeug, Süßigkeiten, später Fußbälle, Fahrrad usw.
Heute ist Luis 16 Jahre alt, hat noch zwei Jahre bis zum Schul-Abschluss und will danach zur Marine beim peruanischen Militär. Die passenden Geschenke heute sind Jeans, Sportschuhe, coole Jacken sowie ganz wichtig: ein Smartphone. Es ist auch schön mitanzusehen wie die ganze Familie, durch wiederholte Unterstützungen mit Baumaterial und kleinen Geldbeträgen, aber auch viel eigenem Fleiß, sich von Jahr zu Jahr mit ihrem Häuschen in Fortalezza, mehr und mehr aus der bitteren Armut herausfand. Lizeth, die damals junge Mama ist nun glücklich verheiratet, Luis und sein Bruder Brian besuchen die Schule, und ihr Stiefvater ist verlässlich und hat Arbeit. Alle leben gemeinsam ihr kleines Glück und sie brauchen uns jetzt nicht mehr so dringend. In der Zeit von Internet, Skype und WhatsApp wird der Kontakt sicher nicht abbrechen, sondern noch häufiger werden. Fotos: Herta und Peter Suchy
Fabricio bittet um Hilfe
„Ich heiße Fabricio Fernandez und ich war bis zu meinen Unfall ein aufgeschlossener und glücklicher Junge in Cuzco. Dann wurde mir mein linker Arm vollkommen abgetrennt und ich leide sehr darunter. Meine Mama natürlich auch, meinen Papa habe ich noch nie gesehen. BITTE, BITTE HELFT MIR, ich will wieder so werden wie meine Freunde.“ Diesen Hilferuf hat Fabricio in einem Aufsatz geschrieben. Seine Lehrerin Frau Rina Bravo hat uns vom Schicksalsschlag dieser Familie erzählt und spontan haben Peter und ich beschlossen, diesen lieben Buben und seiner Mama zu helfen. Vielleicht könnt auch IHR uns bei der Unterstützung helfen. WIR WÜRDEN UNS SEHR DARÜBER FREUEN.
Konto: IBAN AT 36 14000 04210 054 141, KW: Fabricio, Danke im Voraus, Herta und Peter Suchy, PS: Natürlich halten wir Euch am Laufenden, wie es mit Fabricio weiter geht.