Weltweitwandern Wirkt!
Gepostet am 22. Sep. 2015 in Afrika, Architektur, Asien, Handwerk, Ökologie, Projekte, Schule | Keine KommentareHeuer im Juni wurde in Graz der Verein Weltweitwandern Wirkt!, der nun eine solide Organisationsgrundlage auch für alle anderen sozialen und interkulturellen Aktivitäten von Weltweitwandern bietet, gegründet. Der neue Verein wird – so wie das Weltweitwandern ja schon seit 15 Jahren macht – Bildungsprojekte und interkulturelle Kommunikation fördern und Hilfsprojekte durchführen. Das Weltweitwandern-Team bemerkte, dass man mit dem weltweiten Netzwerk und vor allem durch die wirklich sehr engagierten und mitfühlenden Gäste oft sehr wirkungsvoll helfen kann. Vor Ort stehen in Krisensituationen oft schneller Ressourcen parat als Hilfsorganisationen: gut ausgebildete Outdoorguides, ein perfekt funktionierendes Kommunikationsnetzwerk, Transportfahrzeuge, Ausrüstung, gute Kontakte zu entlegenen Regionen. Dazu kommt, dass die Gäste nach ihren Reisen eine persönlichere Beziehung zu den besuchten Ländern haben. Das kommt besonders in Notfällen zum Tragen, wo spontan Solidarität geübt wird. Daher sind die Hilfsaufrufe oft so wirksam. Menschen spenden einfach gerne für Projekte und Dinge, zu denen sie eine persönliche Beziehung haben. Das WWW-Team war im Frühjahr 2015 mit der Abwicklung der Nepal- Hilfsmaßnahmen mit unzähligen ehrenamtlichen Arbeitsstunden bis weit über ihre persönlichen Grenzen gefordert. Sonja Reinisch übernahm die Geschäftsführung des neuen Vereins und es haben sich zudem schon viele freiwillige HelferInnen gemeldet. Das Team ist überzeugt damit etwas Tolles und Sinnvolles aufzubauen.
Mit Weltweitwandern Wirkt! wird die interkulturelle Verständigung auf der ganzen Welt durch Muster-Bildungsprojekte und Kulturbegegnungen gefördert.
Aktuelle Projekte:
Neubau des Kinderheims „Flaschenhaus“
Das durch das Erdbeben zerstörte Kinderheim „Bottle-House“ (siehe Foto nach dem Beben weiter unten) wird nun wieder errichtet und ist zudem auch ein ökologisches Vorzeige-Projekt: Für die überall im Land achtlos weggeworfenen Flaschen gab es bisher keine Recycling-Möglichkeit vor Ort. „So kamen wir auf die Idee, diese als Baumaterial zu verwenden“, blickt Christian Hlade zurück. „Die Flaschen wurden eingesammelt und bald entstanden Patenschaften und Kooperationen mit Botschaften und Restaurants. Insgesamt wurden 70.000 Stück Flaschen für das Kinderheim verwendet, wo in der ersten Phase 22 Kinder betreut wurden. Bei der offiziellen Präsentation des Vereins Weltweitwandern Wirkt! war auch der Projektleiter in Nepal, Sudama Karki, in Graz zu Gast. Er arbeitet in Nepal als Reiseleiter und unterstützt in seinem Land schon seit 2001 hilfsbedürftige Kinder. 2007 gründete Sudama den Verein PAORC vor Ort, der vorrangig Kinder unterstützen sollte. „Ausbildung ist das Einzige, was in einem Land etwas verändern kann. Es geht um die Zukunft für die Kinder Nepals und für ihre Familien. Ein ausgebildetes Kind ist für ein ganzes Dorf von Vorteil„, so Sudama Karki über sein Engagement. Geplant wird das Kinderheim von „Architektur ohne Grenzen“ (siehe Präsentation auf dieser Website).
Mehr Infos, Quelle: http://www.klippmagazin.at/2015/09/weltweitwandern-wirkt/#sthash.qh2HWtSO.dpuf
Das Empowerment–Projekt
Das bereits seit vielen Jahren existierende WWW-Empowerment-Projekt wurde 2015 besonders intensiv fortgesetzt. Eine eigenes nur für das Projekt angestellte Mitarbeiterin, Caroline Ouederrou, war für Weltweitwandern heuer schon in Tansania und Ladakh – und ist ab September nun auch in Marokko als Lehrerin im Bildungs- und Kulturbegegnungs-Einsatz! Für das Empowerment-Projekt wurde Weltweitwandern mit dem österreichischen „Staatspreis für Tourismus“ und dreimal mit dem „Trigos“ (Nachhaltigkeitspreis) ausgezeichnet.
Infos zu Carolines Arbeit in Ladakh & Tansania: http://blog.hlade.com/category/reisen/berichte-von-caroline/
Menschen mit Herz
Die Welt ist ja nicht nur weit weg und exotisch. Globale Themen erreichen mehr und mehr auch unser Land und stehen quasi vor unserer Haustüre! Das Thema Flüchtlinge wird aktuell sehr von rechtspopulistischen Meinungsmachern stark benutzt, um Fremdenfeindlichkeit, Intoleranz, Neid und Aggression zu schüren. Nach den Wahlgewinnen der FPÖ greifen nun auch viele andere Parteien deren ausländerfeindliche Elemente auf um dieses vermeintliche Klientel zu bedienen. Weltweitwandern Wirkt! ist überzeugt: Da braucht es nun einen entschiedenen und starken Gegenpol aus der Zivilgesellschaft, weil sonst demnächst die Rechtspopulisten die öffentliche Diskussion völlig für sich vereinnahmen. Daher wird diesen Herbst die Initiative „Menschen mit Herz„ gestartet, um Werte wie Gastfreundschaft, Fremdenfreundlichkeit, den Dialog der verschiedenen Kulturen, die Solidarität mit Verfolgten und die Menschlichkeit in unserer Gesellschaft zu fordern und bestärken! Im Herbst beginnen erste Projekte zusammen mit ISOP und ZEBRA für eine bessere Integration der zugewandten Eltern im Rahmen von gezielten Begegnungen in Kinderbetreuungseinrichtungen (in Zusammenarbeit mit Kindergärten und vor allem mit den Kindergärtnerinnenausbildungsstätten). Viele Gäste und Unternehmen wie Josef Zotter, Gigasport, EnGarde, Gruberreisen, uvam. haben uns schon ihre Unterstützung zugesagt! Die Webseite www.menschenmitherz.org ist gerade im Aufbau.
Das neue Schulgebäude für die Ecole Vivante in Marokko
Dies ist das HERZENSPROJEKT von Christian Hlade für das Jahr 2016: „Gerade angesichts der vielen Konflikte und Flüchtlinge aus Afrika und dem Orient ist es wichtig Bildung und Berufschancen dort zu fördern. Wir müssen GANZ, GANZ schnell und mit HOHEN INVESTITIONEN dazu beitragen die Lebenssituation der Menschen vor Ort in den Ländern des Orients und in Afrika zu verbessern! Damit es weniger und weniger Gründe für eine lebensbedrohliche Flucht über das Mittelmeer ins reiche und sichere Europa gibt. Es ist natürlich nicht sinnvoll und schafft gewaltige Probleme bei uns, wenn noch VIELE, VIELE weitere Menschen ihre Heimatländer verlassen müssen und nach Mitteleuropa kommen wollen / werden. Wir in Europa müssen daher – auch in unserem eigenen Interesse – DRINGEND VERSTÄRKT mitwirken, um Frieden, Bildung und Entwicklung in Afrika und im Orient zu fördern. Die laufend sinkende Entwicklungshilfeausgaben von Österreich (= viertreichstes Land der EU!) sind da wirklich extrem kontraproduktiv!
Weltweitwandern Wirkt hilft der Ecole Vivante ein College (= eine Schule mit Berufsausbildungen) in Marokko zu errichten. Ich denke WIR alle sind – gerade in unserer immer enger verbundenen globalisierten Welt – jetzt mehr denn je dazu aufgerufen unseren Teil beizutragen. Für Weltweitwandern – und wir hoffen auch für manche unserer Reisegäste – geschieht das im Rahmen von Spenden an Projekte wie die Ecole Vivante und „Menschen mit Herz“. Daher haben wir uns nun entschlossen, dazu beizutragen die noch erforderlichen EUR 40.000.- für das neue Ausbildungszentrum der Ecole Vivante (Lebende Schule) zusammenzubringen. EUR 20.000 sollten wir von Weltweitwandern als Firmenspende in der nächsten Zeit schaffen. Für den Rest hoffen wir auf eure Unterstützung.“
Nach den Erdbeben: Soforthilfe für Nepal
Die Erdbeben in Nepal ereigneten sich im April und Mai 2015. Das erste große und stärkste Beben wirkte mit einer Stärke von 7,8 MW (Messeinheit für Erdbeben) am 25. April 2015 um 11:56 Uhr Ortszeit. Das Epizentrum lag rund 80 Kilometer nordwestlich der Hauptstadt Kathmandu. Einen Tag später gab es ein Nachbeben der Stärke 6,7. Bis Mitte Juni 2015 folgten zahlreiche Nachbeben. Das zweitstärkste Erdbeben in Nepal im Jahr 2015 erschütterte am 12. Mai um 12:35:27 Uhr Ortszeit mit der Stärke 7,2 für 25 Sekunden die Region nahe Namche Bazar, 83 Kilometer östlich von Kathmandu, nahe der Grenze zu China. Es folgten sechs Nachbeben der Stärke 5,0 und höher. Eine halbe Stunde später ereignete sich ein Nachbeben der Stärke 6,3. Bis Juli kam es zu weiteren Beben mittlerer Stärke. Die Erdbeben gelten als die tödlichste Katastrophe in der Geschichte Nepals. Laut der nepalesischen Regierung starben knapp 8.800 Menschen an den Folgen der Beben, rund 22.300 wurden verletzt. Die Weltweitwandern-Produktmanagerin Sandra Pieber befand sich von 22. Mai bis Anfang Juni vor Ort und hat dort mit Ihrem Team mit den Spenden, die am Konto des Reiseveranstalters eingelangt sind, sehr effektive Hilfe geleistet. Hier ihr spannender Bericht:
Wir – meine Eltern Erika und Franz Pieber, mein nepalesischer Mann Rakam Lama und ich, Sandra Pieber – haben 3 Wochen lang gemeinsam in Rakam’s Geburtsort Chukha und Umgebung die Errichtung von 67 Hütten für zirka 470 Menschen organisiert. Chukha liegt im Bezirk Kavre, etwa 60 km östlich von Nepal’s Hauptstadt Kathmandu und erstreckt sich über zirka 1.700 Höhenmeter auf einem „Hügel„ der Vorberge des Himalaya.
Die Unterkünfte haben wir aus Wellblech und Holz errichtet. Der Innenraum der Hütten wird durch eine Isolierung vor Kälte und Hitze geschützt. Holzplatten bieten den Menschen einen trockenen und sauberen Boden. Das Material (Wellblech, Holzplatten, Isolierung, Fenstergitter, Schlösser, Türscharniere, etc.) wurde direkt in Nepal gekauft und ins Dorf transportiert bzw. getragen. Werkzeug wie z.B. Akkubohrer, eine Kettensäge, Schrauben und div. Kleinmaterial haben wir aus Österreich mitgebracht. Bei unserem Hüttenprojekt haben wir speziell darauf geachtet, dass besonders arme Menschen – meist aus niedrigen Kasten kommend – und Frauen, die alleine wohnen, zuerst Hilfe erhalten. Die Häuser im von uns besuchten Gebiet sind so gut wie alle nicht mehr bewohnbar. Bei den meisten Häusern sind die Dächer schwer beschädigt und die Wände weisen gefährliche Risse auf. Einige Häuser sind gänzlich zusammengebrochen. Die Häuser sind traditionell aus Steinen und Lehm gebaut. Durch die starken Regenfälle unmittelbar nach dem schweren Erdbeben ist fast überall Wasser eingedrungen, wodurch der Zerfall beschleunigt wird. Immer wieder brechen Teile von Dächern oder Wänden herunter. Richtig wäre, die Häuser abzureißen und neu und erdbebensicher wieder aufzubauen. So ein Vorhaben kann sich aber wohl nur vereinzelt jemand leisten. Für uns war bei der Umsetzung unseres Projektes daher sehr wichtig, den Menschen mit unseren Hütten einen trockenen Wohnraum zu schaffen in dem sie sich sicher und wohl fühlen und der auch für längere Zeit genutzt werden kann! Während unserer Zeit im Dorf haben wir 12 Hütten selbst fertig gestellt.
Die Umsetzung eines solchen Projektes läuft in einem Land wie Nepal – wie man sich vorstellen kann – nicht immer nach Plan. So konnten wir das benötigte Holz für den Bau vorerst nicht kaufen. Es musste erst im Wald geschlägert werden. Man fängt sozusagen bei Null an. Auch der Strom ist manchmal tagelang ausgefallen und einige Dorfbewohner waren oft den ganzen Tag unterwegs um die Akkus für die Bohrmaschinen irgendwo anders wieder aufzuladen. Auch gibt es im Dorf selbst kein Wasser. Dieses muss für die Tiere, zum Kochen etc. erst zirka 400 Meter unterhalb von unserem Zeltplatz bei einer Quelle geholt werden. Die große Dankbarkeit für unseren Einsatz drückten die Dorfbewohner uns gegenüber mit Lebensmitteln aus. Das Kostbarste, das sie zur Zeit haben sind Eier – und davon haben wir viel viel mehr bekommen als wir essen konnten. Beim Hüttenbau waren die Dorfbewohner voller Eifer dabei und haben so gut es ging mitgeholfen und gelernt wie sie die Hütten selbst aufbauen können. So entstanden bis zu unserer Abreise aus Nepal bereits zusätzlich 15 Hütten, die von den Dorfbewohnern selbst gebaut wurden. Ein paar Tischler aus dem Dorf fertigen für alle Hütten Türen und Fenster an. Sogar eine Zeitung in Nepal hat von unserem Projekt berichtet, als Musterprojekt für gelungene Erdbebenhilfe: http://blog.hlade.com/2015/06/12/nepal-schon-113-haeuser-errichtet-buchungsplus-und-spezialreise-mit-mir/
Bis Ende Juni 2015 werden dann alle 67 Hütten komplett fertig sein. Finanziert haben wir das Projekt mit Spendengeldern von Weltweitwandern und Spenden aus unserem Bekannten- und Freundeskreis und von der Stadtgemeinde Gleisdorf. Herzlichen Dank auch vor allem an alle spendenden Weltweitwandern-Gäste, unsere Freunde, Bekannte, Verwandte und Firmen, die unser Vorhaben so toll unterstützt haben! Das Spendengeld ist zu 100 Prozent in den Bau der Hütten geflossen. Sämtliche Flug- und Reisekosten haben wir selbst übernommen. Das Projekt wurde in unserem Urlaub umgesetzt. Dank Ihrer Spende konnten wir den Menschen im Dorf Hoffnung geben! Bitte unterstützen Sie die Menschen in Nepal auch weiterhin mit Ihrer Spende, dann können wir noch weitere Hütten errichten und andere solche Hilfsprojekte finanzieren!
Fotolegende (v.o.n.u.): 1. v.l.: Das Team von Weltweitwandern Wirkt!: Caroline Ouederrou (Empowerment-Beauftragte), Sandra Pieber (Reiseorganisatorin für Nepalreisen), Christian Hlade (Unternehmer und GF von Weltweitwandern sowie Obmann des Vereins Weltweitwandern Wirkt!), Sudama Karki (Nepal-Partner und Obmann von PAORC), Sonja Reinisch (GF von Weltweitwandern Wirkt! 2. Heimkinder vom Bottle-House, 3. Plan für den Neubau des Battle-House, 4. Empowerment-Beauftragte Caroline Ouederrou (Mitte mit blauem Anorak) mit Ladakh-Guides auf einer Exkursion im Kloster Thiksey, 5. SchülerInnen der Ecole Vivante, 6. Das Erol Vivante Gründer-Ehepaar Haddou und Itto mit ihrer Familie, 7. Das nach den Erdbeben in Nepal völlig zerstörte Bottle-House, 8. Rakam, Sandra Lieber und Sandras Eltern vor einer der neuerrichteten Hütten. Alle Fotos: Weltweitwandern