Erfrieren. Ersaufen. Verhungern.
Gepostet am 13. Jan. 2017 in Solidarisches Tagebuch | Keine KommentareErfrieren. Ersaufen. Verhungern.
Die letzten Tage hat unsere Politik verkündet, man habe erfolgreich den Flüchtlingszustrom minimiert, die Balkanroute sei geschlossen. Alles wieder im Griff. Die meisten großen Medien haben das kritiklos verbreitet.
Das ist aber nur der Beginn.
Der Beginn unserer kulturellen und politischen Verrohung. Es wird nicht mehr reichen, die globalen Folgen unserer Lebensweise, unserer Wirtschafts-, Handels- und Geopolitik einfach nur aus unserem Alltagsbewusstsein zu verbannen. Jetzt wird man aktiv Menschen sterben lassen und töten müssen.
Wie sich so etwas „rational“ organisieren lässt, vor allem, wie sich unsere ganz alltäglichen moralischen Empfindungen und auch ethische Prinzipien dabei administrativ neutralisieren lassen, das hat der kürzlich verstorbene Soziologe Zygmunt Bauman in seiner „Dialektik der Ordnung – Die Moderne und der Holocaust“ sehr eindringlich beschrieben.
Wir werden es so lange tun, so lange wir die Macht dazu haben, für unsere Machtlosigkeit bezüglich der Veränderung unserer Wirtschafts- und Lebensweise andere den Preis zahlen zu lassen. Danach wird es vorbei gewesen sein – mit unserer Zivilisation.
Hintergrund:
In Belgrad kampieren 1.000 Menschen im Freien. Caritas bittet um „Überlebenshilfe“.
Die österreichische Caritas hat am Mittwoch um Unterstützung bei der „Überlebenshilfe“ für Kälte-Opfer in Österreich und in Europa gebeten. „Wir alle haben die Bilder aus unseren europäischen Nachbarländern gesehen und sind schockiert“, sagte Präsident Michael Landau. „Aktuell kampieren rund 1.000 Menschen im Stadtzentrum von Belgrad inmitten von Schnee und Eis. Hier ist Gefahr in Verzug.“
Rund 7.000 Menschen, mehr als die Hälfte davon Kinder und Frauen, kämpfen laut Caritas Österreich in Serbien bei „klirrender Kälte ums Überleben“. Täglich kommen einige hundert Flüchtlinge und Migranten dazu, die ebenfalls den Weg über die mazedonische, bulgarische oder albanische Grenze genommen haben. Der Großteil sei in dem vollkommen ausgelasteten staatlichen Asyl- und Transitzentren untergebracht, die hygienischen Bedingungen seien teilweise entsetzlich, es gebe Fälle von Fleckfieber. Regierung und Stadtverwaltung seien dabei, am Bahnhof ausharrende Menschen in Lager zu bringen, um zu verhindern, dass sie erfrieren. Denn in vielen Teilen Serbiens herrschten Temperaturen um die minus 28 Grad.