Explodierende Bäume & Waldmenschen

 Vom Wienerwald bis zum Amazonas

Sachbuch von Hans Bogenreiter, herausgegeben im Eigenverlag in Kooperation mit der Buchschmiede, 144 Seiten mit zahlreichen Farb- und einigen S/W-Fotos, Softcover, Preis: 19,50 Euro (Versandkosten: 3,10 Euro). Erhältlich direkt beim Autor (e-mail: office@solidarische-abenteuer.at oder Tel. 06991 820 29 98), im Buchschmiede-Shop (https://www.buchschmiede.at/) oder im Buchhandel (ISBN: ISBN 978-3-99181-469-6).

Im September 2020 ließ Donald Trump einen Tweet vom Stapel, der ihm mehr Gelächter einbrachte als die meisten seiner mittlerweile über 30.000 Falschaussagen: Österreich sei eine Waldnation, mit Waldstädten, Waldmenschen und gefährlichen, explosiven Bäumen gab er preis. Der Autor, die österreichische Antwort auf For(r)est Gump, begibt sich auf eine Entdeckungstour durchs Land und bringt Erstaunliches zutage: Er stößt in Wiener Wäldern auf Indizien und Zeugnisse, welche die Aussagen des Präsidenten nicht nur bestätigen, sondern sogar um neue Enthüllungen erweitern.

„Geisterabwehr“ in einem Wiener Wald, Foto: Hans Bogenreiter

Mit einer feinen Mischung aus (Selbst)Ironie und Ernsthaftigkeit widmet er sich großen Themen unserer Zeit: dem Klimawandel, der Zerstörung der (Regen)Wälder, dem dramatischen Verlust an Biodiversität. Begleitet werden seine Texte dabei von stimmungsvollen Fotografien und pointierten Musiktipps. Das Leitmotiv fußt auf einem globalen Widerspruch: An den Gestaden von Wiener Wäldern kann die Zeit gut totgeschlagen werden. Anderswo werden Menschen, die sich für den Schutz der Wälder einsetzen, mit dem Leben bedroht und öfter auch ermordet. Das Buch versinkt jedoch nicht in Weltschmerz, sondern zeigt auch positive Auswege aus der Sackgasse auf.

„Habe das ganze Konvolut gelesen, sehr gut gemacht, sollte als Buch erscheinen.“

Felix Mitterer österreichischer Dramatiker, Schauspieler, Theater-, Hörspiel- und Drehbuchautor, zahlreiche Auszeichnungen, 2024 Nestroy-Theaterpreis für das Lebenswerk

„Aus mir ist leider nie ein Waldgänger geworden. Gerate ich doch einmal in einen Wald, befällt mich rasch die peinliche Angst, womöglich nie mehr herauszufinden. Es ist also keine Selbstverständlichkeit, dass ich ein Buch, das vom Wald, seinen Pflanzen, Tieren, Menschen, seinem Reichtum und seiner Schönheit erzählt, gebannt von der ersten bis zur letzten Seite gelesen habe. Für Hans Bogenreiter, der die hohe Kunst der Abschweifung beherrscht, ist der Wald nicht nur eine faszinierend vielgestaltige Natur, sondern auch ein sozialer Schauplatz: Lebensort von Menschen, welche die Städte aus den verschiedensten Gründen verlassen haben und, etwa an den wälderreich ausfransenden Rändern von Wien, ein nomadisches Leben führen; Lebensort von indigenen Gruppen in Lateinamerika. Bei aller Wildnis, die ihn auszeichnet, zeigt er den Wald auch als Ort der Kultur, an dem die Menschen nicht nur Zeichen des Unheils – etwa in der Form von Müll – zurücklassen, sondern auch allerlei Zeugnisse ihrer religiösen und sozialen Existenz. In dieser literarischer Expedition durch die Wälder ist es vom Wienerberg und der Lobau nur einen Gedankensprung weit zum Amazonas, von legendären Wiener Waldmenschen zu den Waldbewohnern Lateinamerikas, von europäischen Wissenschaftlern zu Weisen der indigenen Kulturen. Ebenso mühelos gelingt es Bogenreiter auch, die Songs der besten Popbands für seine Kulturnaturgeschichte aufzurufen. Er hat also kein Brevier der Weltflucht verfasst. Im Grunde hat der akademisch ausgebildete Bauernbub, eine sympathische und völlig uneitle Autobiographie im Angesicht des Waldes vorgelegt. Was er schreibt, ist anregend und unterhaltsam, und wie er es bewertet, stets grundgescheit.“

Karl-Markus Gauß – Der österreichische Schriftsteller lebt als Essayist und Kritiker in Salzburg und war bis 2022 Herausgeber der Zeitschrift Literatur und Kritik. Zahlreiche Auszeichnungen, u. a. 2013 Kunstpreis für Literatur

„Habe in Ihrem Buchprojekt gestöbert, Kapitel gelesen und fand es hochinteressant, was alles in den Wäldern um Wien passiert – verrückt! Die Geschichten über die indigenen Völker kannte ich auch und finde schön, darauf hinzuweisen, dass Menschen heute tatsächlich im Wald leben und vor allem davon leben können.“

Werner Kubny deutscher Autor, Regisseur, Kameramann, Produzent und Drehbuchautor

„Und unsere Mutter Amazonien? Wie kann sie ohne ihr unendliches Grün überleben? Ohne ihr Grün kommt die Zerstörung und die Trockenheit – denn es ist der Kreislauf des Wassers, der das Leben in Amazonien, welches das größte hydrografische Becken unseres Planeten ist, bestimmt. Alles ist riesig in diesem unglaublichen Universum, wo der Wald seit Jahrtausenden als ein harmonischer Körper pulsiert, bewässert vom majestätischen Amazonas und seinen mehr als 1.000 Söhnen und Töchtern.“

Sandrinha Barbosa – Die brasilianische Angehörige der indigenen Xoko ist Schamanin und ausgebildete Ärztin. (Auszug ihrem Buch IGAPÓ – Indianische Gedichte und Texte aus Amazonien). Foto, oben: Hubert Gross

 

„Ich habe freiwillig diese Art zu leben gewählt, aus keiner direkten Not heraus. Ich sehe gern den Sternenhimmel, liebe ganz einfach die Natur. Das bedeutet für mich Freiheit. Ich war schon immer ein bisschen ein Außenseiter, war immer anders als andere. Ich glaube, ich bin eher ein Freigeist. Wenn jetzt eine Frau in mein Leben käme, kann sie nur mein Herz lieben und nicht das, was ich habe.“

Stefan reflektiert über sein fast 20-jähriges Leben in Wäldern. Foto, oben: Stefan mit Waschbär, privat

„Erst die Geschichte wird uns sagen können, ob das Green Belt Movement etwas verändert hat. So viele Schattenseiten Afrikas werden der Welt präsentiert, so viele nationale Organisationen und Führer/Innen als unzureichend dargestellt: Unsere Bewegung ist zumindest eine positive Anstrengung zur Veränderung der Welt, die von den Betroffenen selbst ausgeht.“

Wangari Maathai kenianische Wissenschaftlerin und Umweltschützerin, Friedensnobelpreis 2004

„Gratulation zu Ihrer Publikation; schon nach kurzer, erster Lektüre schaut mir Ihr Buch als sehr gelungene wie gescheite Interpretation und Variation Trumpscher Dummheit aus – insofern findet hier die theologische Figur der „felix culpa“ wieder einmal eine Bestätigung, so daneben kann nichts sein, dass sinniger Menschengeist nicht daraus was Gutes, Wahres und Schönes zaubern kann.“

Wolfgang Machreich österreichischer Journalist und Autor

 

Leseproben

Erlauscht und erschaut

Im Juni 2021 wurde Gump Zeuge eines sehr diffizilen Gesprächs. Ein älterer Insulaner prahlte mit einer besonderen Gabe: „Ich kann Schwäne in Enten verwandeln.“ Das verblüffte sein Gegenüber und daher gab der Angeber seine besondere Begabung preis: „Ich schicks umi, donn sands enten.“ Die Pointe lässt allerdings Menschen, die nicht dem bayrisch-österreichischen Dialektsprachgürtel angehören, ratlos zurück (Hilfestellung: „Umi schicken“ bedeutet in der eben erwähnten Mundart „auf die andere Seite schicken“ und „enten“ „auf der anderen Seite sein“). Am selben Schauplatz offerierte am sehr warmen 6. September 2023 eine Insulanerin eine offene Stelle für Besitzer eines Staplerscheins. Da meldete sich ein Nackter sehr lautstark, gerade so als hätte er auf so eine Gelegenheit schon sehr lange gewartet: „Ich, ich habe einen Staplerschein. Ich kann hoch- und tiefstapeln.“

Das „Haus am See“ in der Wiener Lobau spielt auf das Video im gleichnamigen Song von Peter Fox an. Foto: H.B. 

Einige Jahre davor belauschte Gump zwei Sonnenanbeterinnen beim regen Austausch über den Astralkörper. Eine erzählte, mit gezielter Konzentration sei es ihr möglich, ihren eigenen Rücken zu sehen und damit auch behandeln zu können. An und für sich eher scheu, konnte es sich Gump danach nicht verkneifen, sich für die Gratiseinführung in die Geheimnisse der Esoterik zu bedanken. Die Wortführerin entpuppte sich alles andere als schmähstad: „Du hast Glück gehabt, weil wir heute besonders viel Butter aufs Brot gestrichen haben.“ Im Frühsommer 2022 nahm Gump, quasi im Vorbeigehen, wahr, wie ein spindeldürrer, älterer Mann von sich gab: „A Salat, des is mir viel zu gesund. Naja, vielleicht a Dings, a Graserl.“ Mit letzterem meinte er Marihuana, das in Österreich noch immer kriminalisiert wird, dessen Düfte sich hier jedoch regelmäßig verbreiteten…

 

Mordmotiv: Umweltschutz

Es sind traurige Rekorde. Weltweit werden immer mehr Umweltschützer/Innen getötet. Laut der Menschenrechtsorganisation Global Witness wurden zwischen 2012 und 2023 über 2.100 Land- und Umweltschützer/Innen ermordet. Drei Viertel von ihnen starben in Lateinamerika. Die meisten Opfer sind Indigene, die ihre angestammten Gebiete verteidigen. Global Witness geht allerdings davon aus, dass die tatsächliche Zahl der Getöteten noch deutlich höher liegt, weil bei vielen Todesfällen oft nicht entsprechend ermittelt wird. Im Schnitt wird jeden Tag mindestens ein Mensch ermordet, nur weil er sich für den Erhalt der Natur eingesetzt hat. Das Javari-Tal ist mit einer Fläche, die etwas größer als Österreich ist, eines der größten indigenen Siedlungsgebiete Brasiliens, viele leben dort isoliert. Das Grenzgebiet zu Peru und Kolumbien ist durch Goldschürfen, Abholzung, Jagd und Fischerei (alles großteils illegal) sowie Drogenschmuggel zudem besonders konfliktreich und gefährlich. Die Menschenrechtler und Umweltschützer Dom Phillips und Bruno Pereira wurden im Mai 2022 im Javari-Tal im brasilianischen Amazonasgebiet ermordet…

Diese Asháninka-Gemeinschaft demonstrierte für die Aufklärung der Morde an ihren Freunden Bruno Philips und Dom Pereira im Jahr 2022. Der britische Journalist und der indigene Aktivist recherchierten gegen illegalen Holzschlag, Drogenbosse und Goldgräber im Amazonasgebiet. Die Asháninka leben im Amazonastiefland beiderseits der Grenzen zwischen Peru und Brasilien. Vier ihrer Männer wurden im Jahr 2014 wahrscheinlich von illegal in ihr Gebiet eingedrungenen Holzfällern ermordet. Foto: Eliane Fernandes (Gesellschaft für bedrohte Völker-Deutschland)

 


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